Systemdesign / Kunst oder Kasten?
Kunst oder Kasten?
Als Vorläufer des Systemdesigns könnte die Typisierung bezeichnet werden, die schon 1914 einen heftigen Streit ausgelöst hatte. Anlässlich der Werkbundausstellung 1914 in Köln debattierten zwei führende Architekten und Möbeldesigner Hermann Muthesius und Henry van de Velde kontrovers über die Typisierung gegenüber der individuellen Gestaltung. Die künstlerische Freiheit des Entwerfers darf durch „Maschinenkunst“ nicht eingeschränkt werden. Die Befürworter der Typisierung verneinten vehement eine Einschränkung der Gestaltung und sprachen von einer heilsamen Konzentration auf das Wesentliche durch die Typisierung. Diese Gegensätze waren auch permanent Streitpunkte innerhalb des Bauhauses in Dessau. Nach Kriegsende setzte sich anfänglich in der BRD mit der HFG Ulm eine stärker methodische und systemische Gestaltung durch. In der DDR dagegen wurde 1949 die Bauhaus Moderne in einer Formalismus Debatte verurteilt, obwohl zu diesem Zeitpunkt in der DDR Gustav Hassenpflug an der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar, mit der Entwicklung von sogenannten Baukastenmöbeln bereits den Schritt zum Systemmöbel vollzogen hat. Hans Gugelot an der HFG Ulm entwarf 1959 das Möbelsystem M 125 das gegenüber den Baukastenmöbeln von Hassenpflug schon deutlich variabler war. Nach Schließung der HFG Ulm verlor das Systemdesign in der BRD an Bedeutung und in der Postmoderne ab 1975 setzte sich eine Gestaltung die Individualismus propagierte durch.
Wolfgang Fünfgeld